Samstag, 27. März 2010

Der Fuchs ist in der Falle

"Lasst mich doch in Ruhe leiden!" sagte der Fuchs zu den anderen Tieren, die um ihn herumstanden. Sie schauten betroffen auf seine Hinterläufe. Eine Bärenfalle hatte das Rechte Bein gebrochen, außerdem war es stark am Bluten.
"Jetzt steht ihr da und guckt. In dieser Gegend hat niemand seit Wochen und Monaten eine Menschenseele gesehen. Also, wer soll die Falle wohl gelegt haben? Ich habe sie mir wohl kaum selbst gestellt. Gucken, das könnt ihr. Wo wart ihr denn, als ich mich verloren hatte? Was hab ihr je getan, als nur zu reden?" Die Enten, Hennen und Spatzen zwitscherten und krakelten laut und wild durcheinander.
"Ja, Mädels, ihr ganz besonders. Reden, das könnt ihr. Schlaue Weisheiten von euch geben. Gutgemeinte Ratschläge verteilen. Und hinter fremden Rücken Gift auskippen wie eine Chemiefabrik. Guckt euch an, wie ihr dasteht. Gleich rennt ihr dann zum Förster, damit er meinen Kadaver einsammelt. Danke schön."
Sie schnatterten wie wild durcheinander, bis die Henne ihm ins Gesicht sagte: "Dann verreck doch, wenn du dir nicht helfen lassen willst!" Daraufhin drehte sie sich um und ging. Die anderen Tiere standen noch kurz sprachlos da, bevor auch sie sich abwandten und verschwanden.
Ich hätte sie fressen sollen als ich es noch konnte, dachte der Fuchs.
"Ja, lasst mich nur sterben, die Hühner wissen ja offensichtlich am Besten, wie man im Wald zurechtkommt. Geht nur endlich."
Dann war er allein. Er betrachtete sein Bein. Auf die Idee, die Falle zu lösen, war keins der Tiere gekommen. Um ihn herum begann der Abend zu dämmern. Also unterzog er die Falle einer genaueren Untersuchung. Sie war nicht am Boden befestigt, vielleicht könnte er sich mitsamt der Falle zu seinem Bau schleppen, um sie dort aufzustemmen. Sterben wollte er nicht; und auch wenn der Förster ihn rechtzeitig entdecken würde, er mochte ihn nicht. Sein Vorhandensein zeigte zu deutlich die Grenzen der Freiheit. Aber welche Freiheit? Die Falle war von Tieren gestellt worden. Womit bewiesen wäre, dass sie nicht die besseren Menschen sind.
Es war Zeit, den Heimweg anzutreten. Der Fuchs schleppte sich mitsamt der Bärenfalle zwischen den Bäumen in Richtung seines Baus. Die Schmerzen erreichten sein Bewusstsein kaum, zu sehr war er beschäftigt, sich über die eventuelle Zukunft Gedanken zu machen.
In der nächsten Zeit würde er im Bau bleiben müssen, seine Wunden lecken, die Narben pflegen. Aber was dann? Wollte er wirklich in diesem Wald bleiben? Gab es irgendetwas, was ihn hier hielt? Er kam zu keinem schlüssigen Ergebnis. Zuersteinmal musste er überleben. Dann sähe er weiter.

Dienstag, 2. März 2010

Der Fuchs ist auf der Suche

Als der Fuchs einmal auf der Suche nach sich selbst war, durchwühlte er seinen ganzen Bau, um sich endlich zu finden. Er stellte alles auf dem Kopf und ließ keine Ecke aus, doch es war zum verzweifeln.
Zuerst suchte er unter dem Bett, doch dort fand er nur andere Sachen: Einige zerfledderte Lustige Taschenbücher (jede zweite Seite bunt), Videokassetten mit Monty Python-Filmen und einen Haufen alter Klamotten. Aber der Fuchs gab nicht auf. Vielleicht fand er sich ja unter der Matratze. Als er sie jedoch anhob, lag darunter nur ein Magazin mit knapp bekleideten Füchsinnen. Also ließ er sie wieder sinken.
Er musste weitersuchen, irgendwo würde er sich schon finden. Er schaute in den Schrank, suchte zwischen Schlaghosen und Baggypants, T-Shirts und Hemden, wühlte die Socken durch und inspizierte auch die Schublade mit den Boxershorts. Nichts.
Vielleicht hatte er in der Küche mehr Erfolg. Er schaute in den Kühlschrank. Der Inhalt war überschaubar. Margarine, Käse, Milch, Bier, Pommes, Tiefkühlgans. Fuchs: Fehlanzeige. Auch zwischen Nudeln, Reis, Gewürzen, Tee und Kaffee konnte er sich nicht entdecken. Im Geschirrschrank fand er wider Erwarten Geschirr, in der Besteckschublade Besteck und im Müll wollte er dann doch nicht suchen. Aber er ließ sich nicht entmutigen und ging ins Bad.
Dort sah er sich im Spiegel, aber das war nicht, was er suchte. Dieser Fuchs war immer noch spiegelverkehrt. Aber er war auch nicht in der Dusche, nicht zwischen den Handtüchern, nicht im Schränkchen und auch nicht hinter der Toilette.
Als er ins Wohnzimmer kam, war er sicher, hier mit seiner Suche Erfolg zu haben. Er untersuchte seinen Schreibtisch, kramte zwischen Notizen und Briefen, Zeitungen und Akten. Er war sehr lang beschäftigt, denn es gab viel durchzusehen.
Er fand alte Photos und Notizen aus seiner Schulzeit, und er fühlte, dass dies schon ein Teil dessen war, was er suchte. Nachdem er aber einige Zeit in den alten Erinnerungen geschwelgt hatte, stellte er fest, dass er immer noch nicht zufrieden war. Er musste weitersuchen.
Im Schrank lagen alte Magazine und Konsolenspiele, die er schon seit Jahren nicht mehr angefasst hatte. Der Inhalt der Vitrine daneben war ähnlich aufbauend: Verstaubte Gläser standen neben einem vertrockneten Kaktus. In der Ecke stand ein altes Photo, dass den Fuchs mit seinem Vater und der Hyäne zeigte. Doch das war nicht, was er suchte.
Zwischen CD's und LP's suchte er, unter Rage Against The Machine, hinter The Cure, zwischen Nirvana und Queens Of The Stone Age. Es roch richtig, aber das war es noch immer nicht. Er legte die Nadel auf das schwarze Plastik der OK Computer-Vinyl und wandte sich dem Regal zu.
Beim Durchblättern der Bücher, irgendwo zwischen Adams Anhalter und dem Manifest, viel ein Photo und ein Brief aus einem der Bücher. Es war wie Post aus der Vergangenheit.
Das Photo zeigte ihn mit einer lang verflossenen Liebe im Urlaub im Nachbarwald. Der Brief bestand aus einigen wenigen verliebten Zeilen, die sie ihm damals geschrieben hatte. Der Fuchs musste grinsen. Das war so lang her. Er steckte das Bild zu den anderen Photos und den Brief wieder in eines der Bücher. Irgendwann würde er erneut Post aus der Vergangenheit bekommen.
Währenddessen war dem Fuchs etwas klargeworden. In seinem Bau roch alles nach ihm, aber hier konnte er sich nicht finden. Hier fand er nur, was er gewesen war, hier gab es nur die Hinweise.
Er betrat die Dachterasse seines Baus und sah sich um. Ja, hier war es. Irgendwo hier draußen würde er das finden, was er suchte. Und jeden Tag ein wenig davon in seinen Bau bringen, um am nächsten Tag wieder zu wissen, wohin.
Er hatte das Gefühl, seine Suche würde eine Aufgabe fürs Leben werden. Aber er konnte sie nur annehmen.

Sonntag, 14. Februar 2010

Der schlechte Geruch kam irgendwo von außen.
Fräulein Wortkrieg konnte sich nicht erklären, wie der kalte Winter in den Nassgefilden ihrer Region so lange andauern konnte, war sich aber sicher, dass es irgendwo im Wald einen warmen Bau geben würde. Einen, in dem die Wärme der Tage gespeichert waren und zu einer gemütlichen Behausung beitrug. Die Dürre des letzten Jahres hat allen zu Schaffen gemacht, es war schwer gewesen, Trost zu finden über den Verlust des vorhergehenden Frühlings, doch nach der Trockenzeit war eine Regenzeit gekommen, die das Leben im Wald wieder erweckt hatte. Ein Brand hatte so immer verhindert werden können. Aber nun...
Die Tiere blieben nun einmal zuhaus, um sich auszuruhen, sich auf neue Energien vor zu bereiten.
Alle Waldbewohner, die Tiere und die Menschen, die Bäume wussten, dass der neue Frühling vor ihren Türen stand, doch sie konnten ihn einfach noch nicht herein lassen, denn Sommer, Herbst und Winter mussten erst in Frieden gehen können. Die Scharniere tauten weiterhin nur langsam auf... aber immerhin tauten sie auf.

Mittwoch, 3. Februar 2010

lebenszeichen

Nein, dieser Blog ist nicht tot. Er riecht nur schlecht.

Freitag, 8. Januar 2010

oh oh bama

ein hoffnungsträger
er konnt uns nur enttäuschen
in kopenhagen

Sonntag, 20. Dezember 2009

Überwintern

Der Fuchs fragte sich, ob die Arena geschlossen war.
Er hatte das Fräulein schon lang nicht mehr gesehen.
Also schaufelte er Schwarzpulver in seinen Bau, um zu Überwintern.
Ob er das Fräulein nochmal besuchen sollte? Er war sich nicht sicher.
Jedesmal, wenn er bei ihr war, sprach sie mehr mit Bildern als mit Worten. Er bekam keinen klaren Eindruck von ihrem Anliegen, es wirkte zu verzerrt.
Die letzte Gans war gestohlen, und der Fuchs zog sich zum Grillen in seinen Bau zurück.
Man konnte sich ja Briefe schreiben.

Mittwoch, 7. Oktober 2009

ik ben een blinde passagier
op weg naar hogere verdiepingen

wacht fftjes
fftjes wachten
op de lift

ik had de weg kunnen lopen
de trap kunnen nemen
maar had ik dan moeten zien
gezien moeten worden

kijk uit
geen uitkijk
op mij

op wat er wacht -
wacht op mij