"Lasst mich doch in Ruhe leiden!" sagte der Fuchs zu den anderen Tieren, die um ihn herumstanden. Sie schauten betroffen auf seine Hinterläufe. Eine Bärenfalle hatte das Rechte Bein gebrochen, außerdem war es stark am Bluten.
"Jetzt steht ihr da und guckt. In dieser Gegend hat niemand seit Wochen und Monaten eine Menschenseele gesehen. Also, wer soll die Falle wohl gelegt haben? Ich habe sie mir wohl kaum selbst gestellt. Gucken, das könnt ihr. Wo wart ihr denn, als ich mich verloren hatte? Was hab ihr je getan, als nur zu reden?" Die Enten, Hennen und Spatzen zwitscherten und krakelten laut und wild durcheinander.
"Ja, Mädels, ihr ganz besonders. Reden, das könnt ihr. Schlaue Weisheiten von euch geben. Gutgemeinte Ratschläge verteilen. Und hinter fremden Rücken Gift auskippen wie eine Chemiefabrik. Guckt euch an, wie ihr dasteht. Gleich rennt ihr dann zum Förster, damit er meinen Kadaver einsammelt. Danke schön."
Sie schnatterten wie wild durcheinander, bis die Henne ihm ins Gesicht sagte: "Dann verreck doch, wenn du dir nicht helfen lassen willst!" Daraufhin drehte sie sich um und ging. Die anderen Tiere standen noch kurz sprachlos da, bevor auch sie sich abwandten und verschwanden.
Ich hätte sie fressen sollen als ich es noch konnte, dachte der Fuchs.
"Ja, lasst mich nur sterben, die Hühner wissen ja offensichtlich am Besten, wie man im Wald zurechtkommt. Geht nur endlich."
Dann war er allein. Er betrachtete sein Bein. Auf die Idee, die Falle zu lösen, war keins der Tiere gekommen. Um ihn herum begann der Abend zu dämmern. Also unterzog er die Falle einer genaueren Untersuchung. Sie war nicht am Boden befestigt, vielleicht könnte er sich mitsamt der Falle zu seinem Bau schleppen, um sie dort aufzustemmen. Sterben wollte er nicht; und auch wenn der Förster ihn rechtzeitig entdecken würde, er mochte ihn nicht. Sein Vorhandensein zeigte zu deutlich die Grenzen der Freiheit. Aber welche Freiheit? Die Falle war von Tieren gestellt worden. Womit bewiesen wäre, dass sie nicht die besseren Menschen sind.
Es war Zeit, den Heimweg anzutreten. Der Fuchs schleppte sich mitsamt der Bärenfalle zwischen den Bäumen in Richtung seines Baus. Die Schmerzen erreichten sein Bewusstsein kaum, zu sehr war er beschäftigt, sich über die eventuelle Zukunft Gedanken zu machen.
In der nächsten Zeit würde er im Bau bleiben müssen, seine Wunden lecken, die Narben pflegen. Aber was dann? Wollte er wirklich in diesem Wald bleiben? Gab es irgendetwas, was ihn hier hielt? Er kam zu keinem schlüssigen Ergebnis. Zuersteinmal musste er überleben. Dann sähe er weiter.